Geburtserlebnis von Heike

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Wie Simon (11 J.) und Mathis (10 J.) sollte auch mein drittes Kind zu Hause zur Welt kommen. Deshalb haben wir auch schon früh den Kontakt zu Nitya, der Hebamme aufgenommen. Sie hat uns auch nochmals in unserem Wunsch bestärkt und beruhigt, als mein Frauenarzt im Januar meinte, dass er Bedenken hätte, weil das Kind laut Ultraschall sehr groß und schwer wäre, 2 Wochen in der Entwicklung voraus. Die beiden Jungs sind je 5 Tage vor dem errechneten Termin geboren, also rechneten wir mit diesem Baby auch früher. Errechnet war der 8. März, wir wußten aber noch nicht, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist, weil es sich im Ultraschall nie zu erkennen gab.

Dieser Termin verstrich, das Kind lag zwar mit dem Kopf nach unten, aber legte das Köpfchen so quer auf, dass es nicht in das Becken eintreten, also sich nicht senken konnte. Langsam wuchs meine Sorge: Wird es zu groß, wird es nicht eintreten und ein Kaiserschnitt notwendig sein, wann muß die Geburt eingeleitet werden? Nitya vermittelte bei all dem Ruhe, abwarten.Der Mittwoch war also verstrichen, am Freitag gingen wir noch mal ins Konradbad, wo wir unseren Aquabalancing Kurs gemacht hatten, in der Hoffnung dort im Warmwasserbecken etwas zu bewegen.

Am Montag (13.März) kam Nitya zu uns, um mit den Fingern meinen Muttermund etwas zu weiten. Wieder nichts. Am Dienstag schlug sie mir eine „Rizinus-Kur“ vor. Um 16:00 trank ich den ersten Teil und ruhte dann eine Stunde. Nach dem zweiten Teil massierte mich Lutz, der inzwischen nach Hause gekommen war, eine Stunde lang. Um 18:00 trank ich den dritten Teil und bewegte mich dann eine Stunde lang. Das Rizinus hatte ganz klar eine sehr stark abführende Wirkung, nicht unangenehm, aber sonst war nicht klar, ob mehr geschah.

Simon und Mathis waren da, wir hatten eigentlich geplant, dass sie, wenn die Geburt absehbar anstand, zu meinem ersten Mann Markus gehen sollten. Jetzt war das unklar, sie wollten auch bleiben und wir überlegten mit Ihnen, was auf sie zukommen könnte: wenn sie durch mein Stöhnen nachts aufwachen sollten, Walkman hören; wenn morgens noch die Geburt im Gange wäre, alleine frühstücken; evtl. könnte auch ein Zettel daliegen, wenn wir doch ins Krankenhaus müßten. So war das ok für sie, auch für uns.

Als die Kinder im Bett waren, sahen wir uns ein Video an, dabei spürte ich regelmäßige Kontraktionen, aber ich war nicht sicher, ob das Geburtswehen wären. Ich atmete bei den Wehen mit, sie waren ganz erträglich. Nach einer Stunde, so gegen 0:30 Uhr wurden die Wehen wieder schwächer und die Zeiträume länger. Wir waren enttäuscht (war wohl nichts) und gingen ins Bett. Noch beim Umziehen bekam ich eine heftigere Wehe, ich mußte mich abstützen. Wir legten uns trotzdem hin. Die Wehen wurden immer stärker und schmerzhafter, aber mit längeren Pausen dazwischen, in denen ich fast einschlief. Lutz dämmerte auch, er hatte bisher noch nicht an den Erfolg des Rizinus glauben können, obwohl ich da viel zuversichtlicher war.

Um 2:00 riefen wir Nitya an, die kurze Zeit später kam und mich im Wohnzimmer untersuchte. Der Muttermund war gut 5 cm geöffnet, die Herztöne des Kindes gut.An der Geschwindigkeit, mit der sie alles aufbaute, merkte ich, dass sie damit rechnete, dass die Geburt nun sehr schnell verlaufen könnte. Ich wollte dann doch ins Schlafzimmer, wegen der Kinder, und vorher noch aufs Klo. Das sollte ich schnell erledigen, damit das Kind nicht dort käme. Die Wehen wurden nun wirklich heftig. Nitya baute vor dem Bett Kissen für meine Knie und auf dem Bett einen Kissenberg auf, so dass ich kniend vor dem Bett mich dort aufstützen konnte. Lutz hockte rechts um die Bettecke und mußte mir während der Wehen die Hände geben, die ich fest drückte. Nitya saß seitlich von mir. So war mir das am angenehmsten.

Kurz vor 4:30 meinte Nitya, ich sollte mich nochmal in Seitenlage auf das Bett legen, damit sie mich noch mal untersuchen könnte. Kaum lag ich auf dem Bett, mit einem Bein auf Lutz Schulter, bekam ich eine Wehe, die Fruchtblase sprang. Alles wurde naß, ich fand`s wohltuend und durch den Platz, der nun endstanden war, trat eine angenehme Wehenpause ein. Nach zwei Wehen im Vierfüßlerstand versuchte ich in der Hocke mitzuschieben. Ich war nun ziemlich am Jammern und war froh, dass Nitya mich in den Wehenpausen daran erinnerte tief durchzuatmen. Sie motivierte mich damit, dass nach zwei Wehen in der Hocke bestimmt viel passiert sein würde und so war es dann auch.. Ich spürte, wie das Kind immer tiefer in mir kam. Nitya meinte zu Lutz, sie sähe die ersten Haare. Nun bückte auch er sich vor, um zu schauen. Ich war wieder im Vierfüßlerstand und spürte, wie das Köpfchen ganz ganz langsam ohne mein Zutun aus mir glitt, ich mußte es nur zulassen. Es tat nicht weh, es brannte nur ganz heiß an der gespannten Haut. Dann war der Kopf draußen, blickte Lutz an und das Baby prustete sofort Fruchtwasser aus. Und bei der nächsten Wehe plumpste das Baby dann ganz aus mir heraus.

Auf einmal waren alle Schmerzen vorbei, ich war ganz klar. Lutz sagte sofort: „Es ist ein Mädchen!“ Ich war so glücklich, wollte mein Kind sehen. Nitya reichte mir die Kleine zwischen den Beinen nach vorn und ich griff sie mir und legte sie auf meine Brust. Sie halfen mir auf`s Bett, ich hatte Marla auf mir liegen. Sie war ganz mit Käseschmiere bedeckt und hatte viele lange Haare. Und sie war gesund! Lutz kam neben mich, wir schauten unsere kleine Tochter an, sehr sehr gerührt. Ich gab sie ihm auf die Brust, während ich mich noch mal hockte, um die Nachgeburt herauszuschieben. Aber vorher noch durchtrennte Lutz die Nabelschnur, nachdem sie auspulsiert hatte. Ich war nur ganz leicht eingerissen. Nitya legte eine kleine Naht. Dann half sie mir, Marla an die Brust zu legen und sie trank sofort. Lutz fing an, Bilder zu machen. Dann maß und wog Nitya die Kleine, untersuchte sie und zog sie an. Ich zog mir ein frisches Hemd an, Lutz und Nitya machten das Bett frisch und den Rest. Ich machte meinen ersten Gang ins Bad und das ging ganz gut. Ich fühlte mich kaum erschöpft.

Ich wollte dann die Kinder im Wohnzimmer mit ihrer neuen Schwester erwarten. Wir waren gerade an der Wohnzimmertür angelangt, als wir auf Simon trafen, der gerade aufgestanden war. Nitya legte ihm das Baby sofort auf den Arm und er trug sie ins Wohnzimmer, wo wir es uns auf dem Bettsofa bequem machten. Mathis kam und legte sich neben mich. Wir alle schauten unseren Familienzuwachs an. Dann bereitete uns Simon ein Smacks-Frühstück am Sofa, Lutz rief seine Eltern an, Mathis rief meine Eltern an. Es war 7 Uhr morgens. Die Kinder gingen zur Schule, Nitya wollte nachmittags wiederkommen und Lutz und ich legten uns mit unserem Baby schlafen.

Marla ist um 4:55 geboren, sie war 56 cm groß und wog 4030 g. Sie war auch völlig unzerknittert oder verformt, sondern sofort mit ganz klaren Gesichtszügen, kein „Brocken“, sondern ganz zart und fein- und langgliedrig.

Heike