Geburtserlebnis von Tanja & Kay

Übersicht

aus Kays Sicht
In Südafrika lernte ich ein Pärchen kennen und verbrachte einige wunderbare Wochen mit Ihnen, während sie sich im 7 Monat befand. Dieses Paar berichtete mir, das die Geburt Ihrer Tochter zu hause stattfinden wird. Danach befasste ich mich das erste Mal mit den verschiednen Variationen einer Geburt. Als Tanja schwanger wurde, machte ich Ihr den Vorschlag, eine Hausgeburt ins Auge zu fassen und wir kamen durch einen Tipp auf Nitya, mit der wir einen Beratungstermin in Köln vereinbarten.

Nach einem ersten Treffen stand für uns fest, das wir Nitya als Hebamme wählen und die Geburt in den eigenen Wänden als die für uns angenehmste Form wählen würden.

Als ich mit anderen Vätern vor der Geburt meiner Tochter Nola über Schwangerschaft, Geburt und die ersten Lebenstage als Familie sprach, wurde mir oftmals zugetragen, das man am Anfang ja nicht so involviert sei, die ersten Wochen nichts mit dem Baby anfangen könne und die Frau Stimmungsschwankungen hat. Diese Liste könnte ich unendlich fortführen, schließe jedoch an dieser Stelle.

Mir wurde sehr schnell klar, das ich unbeschreibliches Glück mit dem Verlauf der Schwangerschaft hatte. Von Anfang an war ich involviert und interessiert an allem, was mit unserem neuen Lebensabschnitt zusammenhing. Daher bin ich auch der Meinung, dass die Beziehung zum Kind sehr von der Einstellung des Vaters abhängt.

Nun zum Geburtsverlauf:

Die ersten Wehen kamen bei meiner Freundin Tanja am 03.08.2006 so gegen 21:00 Uhr und ich dachte es handelt sich sicherlich nur um Vorwehen, von denen ich in Büchern gelesen hatte. Die Wehen steigerten sich und Tanja wusste nicht mehr wie sie sich legen oder bewegen sollte. Gegen 0:00 Uhr sagte ich zu ihr ,ich lege mich hin um zu schlafen, da ich am Morgen ja wichtige Termine habe. Zehn Minuten später stand ich wieder auf um nach Ihr zu schauen. Unser Kind kündigte sich an.

Nach 3h Wehenarbeit von Tanja oder besser von uns, durfte ich dann endlich Nitya anrufen, wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich bereits um 0:00 Uhr angerufen, aber Tanja sagte die Wehen sind noch nicht gleichmäßig genug und wir sollten Nitya ja nicht zu früh anrufen. Ich rief an und sagte das wir wohl bald soweit seien. Sie wollte mit Tanja sprechen und hörte sich 2 Wehen am Telefon an und sagte dann, das Sie sich auf den Weg macht.

Als Nitya dann eintraf und Tanja untersuchte, stellte Sie fest, das der Muttermund bereits 5cm geöffnet war. Die Hälfte war also bereits vollbracht und Tanja sagte in der Badewanne:“ nun komm doch endlich da raus, bitte, bitte!“ Zu diesem Zeitpunkt hatte ich massiv mit der Müdigkeit zu kämpfen und war sehr ängstlich in Anbetracht der bevorstehenden Geburt. Nur nicht umkippen bei der Geburt dachte ich mir.

Diese absolute Hilflosigkeit, die einen als Mann so verletzt und in eine ganz neue und unbeschreibliche Lage versetzt, ist schwer zu schildern. Ankämpfen kann man dagegen nur wenn man einfach für seine Frau da ist.

Einfach nur auf Anweisungen warten, war die Devise. Während der Geburt fragte ich mich oft, welche Rolle meine wohl sei. Das wichtigste ist halt das man einfach da ist. Auch das mir während der Wehen der Gedanke kam, dass ich es so einfach haben hätte können mit einer Geburt im Krankenhaus wurde sofort wieder verworfen. Im Krankenhaus mit Fremden hätte ich mich niemals so gehen lassen können, da bin ich mir sicher.

Nachdem Nola das Licht der Welt erblickte, hatte ich Sie bereits kurz nach Ihrer Geburt auf meinem Arm und ein geradezu heiliges Gefühl überwältigte mich für einige Stunden. Ich war einfach sprachlos und Frauen erschienen mir in einem neuen Licht. Hier stelle ich die Frage an alle Männer: Wieviele Männer haben sich die Nase bereits von einer Hebamme putzen lassen?

Es war mit Abstand das emotionalste was ich jemals durch- und erlebt habe. Ein Gefühl von unbeschreiblichen Glück durchdrang meinen Körper und meinen Geist und ich bin davon überzeugt das es neben dem Bonding welches die Mutter bei der Geburt eingeht auch ein Vater Bonding gibt, welches in dem Moment, als ich meine Tochter das erste Mal auf dem Arm hatte und Sie mich ansah, passierte. Eine Vater – Tochter Verbindung fürs Leben, eine Liebe so rein und ganz anders wie zu einem Liebespartner, wie ich Sie vorher noch niemals erfahren konnte. Gerade die Zweisamkeit nach der Geburt erfüllte mich sehr und ich könnte mir niemals vorstellen unter den gegebenen Umständen in einem Krankenhaus bei einer Entbindung Vater zu werden. An dieser Stelle nochmals einen großes Dankeschön an Nitya, die es versteht im Richtigen Moment da zu sein. Für mich die Hebamme der Herzen.

aus Tanjas Sicht

Kay hat ja schon viel über den Geburtsverlauf unserer Tochter Nola berichtet, also versuche ich mich möglichst kurz zu fassen:

Morgens hatte sich mein Schleimpfropf gelöst, weil ich Blut im Slip hatte. Den Nachmittag verbrachte ich auf dem Sofa, weil mein Unterleib mir zu schaffen machte (ähnlich wie bei Regelschmerzen).

Als die Schmerzen intensiver wurden, ging ich in die Badewanne. Hier ging es mir schon viel besser.

Dann kam ich darauf, dass wenn ich bei einer Wehe, den Schmerz herausschreie, ihn praktisch verbalisiere, es nur noch halb so weh tat. Es hörte sich jedoch erbärmlich an.

Ich hatte so eine Angst, vor dem, was wohl noch kommen würde. So dachte ich doch immer, dass sich die Wehen weiter steigern würden, was sie jedoch nicht wirklich taten. Nach einer starken Wehe, folgten wieder zwei Schwächere und mein Körper manövrierte mich zuverlässig bis ans Ziel. Es waren Schmerzen, die gut auszuhalten waren und es ist nichts, wovor man Angst haben muß.
Nitya hatte die Idee, den Spiegel aus dem Flur zu holen und so konnte ich mir die Geburt auch ansehen. Dieser Moment, so unbeschreiblich- magisch und heilig, dass mir jetzt noch (8 Wochen später) fast die Tränen kommen. Die Zeit stand still, alles war, wie in Watte gehüllt und die Welt da draußen war so weit weg und so unreal. Dieses Gefühl hielt noch Tage an. Da waren nur noch wir- als Familie!

Die ersten Male, als Nola die Augen öffnete, mussten Kay und ich immer anfangen zu weinen. Ja, mit Abstand das eindruckvollste und überwältigendste Erlebnis in meinem Leben.

Zu Kay und Nitya sagte ich direkt nach der Geburt: „So schlimm war es doch gar nicht. Das habe ich mir aber schlimmer vorgestellt.“
Nityas massierende Hand auf meinem Rücken, ihre ruhige und kompetente Art, ihre tröstenden Worte, und dass sie mich über den Verlauf der Geburt aufklärte, z.B. „Du bist jetzt in der Übergangsphase“ oder „Du schüttest jetzt Hormone aus, die dir helfen, das zu überstehen“, haben sehr dazu beigetragen, es zu einem unvergesslich schönen Erlebnis werden zu lassen. Auch trotz der Schmerzen.

Vielen Dank, Nitya!