Geburtserlebnis von Silke

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Smilla ist heute 7 Wochen und ein paar Tage alt… Im Moment ist sie schläfrig und das gibt mir die Zeit, das, was hinter uns beiden liegt, noch einmal aufzuschreiben, vielleicht hilft es mir, dieses „Wunder“ ein bißchen zu verarbeiten.

…gegen 4.00 in der Nacht zum 15. Dezember ging es los. Ich wurde, wie so oft in den letzten Monaten wach, um auf die Toilette zu gehen und etwas zu trinken. Danach wußte ich, daß es heute passieren würde. So blöde das klingen mag…

Da die Wehen eher Wehwechen glichen, schlüpfte ich noch einmal unter die Bettdecke. Mit dem Gedanken: „Schlaf und sammle Kraft, wer weiß wie lang „es“ dauern wird“ schlief ich tatsächlich noch einmal ein. Gegen 09.00 Uhr dann wurde das Ziehen immer stärker. Ich wachte aufgeregt auf und hielt es nicht mehr aus und rief meine Hebamme Nitya an. Sie horchte am Telefon – ganz undramatisch und ruhig wie es ihre Art ist – und tatsächlich: „Silke, es scheint du bist soweit. Am besten du duschst und danach meldest du dich noch einmal.“

Puuuuh –

Also, es ging tatsächlich los. Ich hatte mich wirklich auf diese Hausgeburt gefreut, sollte es doch ein Freudenfest mit Volker und meinen Freundinnen Fadia und Alexandra werden – aber heute? Gerade heute? Fühlte ich mich denn fit genug? Hatte ich wirklich das Gefühl heute ist mir danach?

Im Ernst, erst in dieser Sekunde und keinen Tag früher wurde mir die Aussage anderer Eltern: „Dein ganzes Leben wird sich verändern“, bewußt.

Hilfe! Wollte ich das wirklich? Eine kleine Madam scherte sich nicht, ob ihre Mutter sich fit und stark genug fühlt für so eine Herausforderung – jetzt – jetzt – jetzt – ja und ich tanzte nach ihrer Pfeife! Was blieb mir übrig.

Hingabe hingeben. Nicht nachdenken nur funktionieren. Herjemine, da kommt was auf dich zu.

Freund Volker rief später dann – irgendwann noch einmal Nitya und meine beiden Freundinnen an. Mehr habe ich nicht mitbekommen. Irgendwie schaltete ich auf Smillas und meinen Kosmos um. Wir bewegten uns in unserem eigenen Zeitkontinuum.

Was und wie soll ich diese Geburt beschreiben? Worte sind nicht gewaltig genug. Jaaa – es war wundervoll – Jaaa ich werde es nie vergessen – aber auch Jaaa – es tat weh. Scheisse weh. Und das erste Mal in meinem Leben spürte ich keine Distanz zu meinen Schmerzen. Die Menschen um mich herum verschwommen. Ich atmete, atmete und atmete. Streckte Arme und Beine aus, wurde Wehe, wurde Schmerz wurde – verdammt noch mal öffne dich endlich Muttermund. Erbrach mich ständig. Und Nitya hörte behutsam Herztöne ab. Alexandra atmete mit mir. Fadia atmete auch mit mir. Volker sowieso.

Irgendwann platzte dann die Fruchtblase. Fadia wurde gebadet. Alle lachten… ich nicht, ich dachte nur: „Endlich – es geht weiter stück für stück.“ Liebevoll schaltete sich Nitya (und es gelang tatsächlich nur ihr) in meinen Kosmos ein. „Vielleicht drehst du dich auf die Seite, wir helfen dir. – Magst du nicht auf den Boden kommen, die Hocke wird dir helfen… ?!“

Ich brabbelte, kotzte und ließ mir helfen. Zwischendurch dachte ich immer nur: „Irgendwann ist es vorbei, es muß irgendwann vorbei sein.“ Ich scheiße keine Honigmelone, wie mir Mütter die Presswehen beschrieben – oh Gott, das ist ne Wassermelone. Komm schon – Irgendwann hört das auf. Muß aufhören. Komm schon, hilf mir mit. Ich kann doch nicht alles alleine machen. Komm raus. Komm raaaaaaus. Komm in dieses Leben….Warum kommst Du nicht?

Meine Smilla war eine kleine, halbe Sternenguckerin, schaute seitwärts und nicht nach unten. So dauerten die Preßwehen relativ lang, Stunden, und als ich dann dachte: „Dieses Kind bringe ich nicht zur Welt – ich gehe – es reicht – vielen Dank…“ Da machte es platsch. In der Hocke geboren…. Da lag sie. Und ich war sofort wieder da. Ich dachte so etwas seltsames wie: „Ein Mensch auf meinem Schlafzimmerboden! Aus mir, von mir , durch mich. Tatsächlich – ein lebendiges Mädchen „. Ich berührte sie behutsam als erste. Sie war ganz warm.. Ich war vollkommen sprachlos.

Was soll ich sagen – meine wundervollen Geburtshelfer/innen hieften mich aufs Bett zurück und legten sie mir auf den Bauch.

Sie schrie nicht. Ich auch nicht mehr. Ich schaute sie an und dachte: „Wau“ – es hat geklappt. Die Uhr zeigt 18:47.